Sanfte Berührung, starke Auswirkungen: Wie läuft eine Kinderosteopathie-Sitzung ab?
Die Osteopathie erfreut sich bei Eltern immer größerer Beliebtheit, insbesondere wenn es um die Behandlung von Säuglingen und Kleinkindern geht. Viele Eltern suchen nach sanften und natürlichen Behandlungsmethoden, um mögliche Geburtstraumata oder andere Beschwerden bei ihren Babys schonend zu behandeln und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. In diesem Artikel werde ich einen detaillierten Einblick in den Ablauf einer osteopathischen Behandlung für Kinder geben. Wenn du mehr über Kinderosteopathie lernen willst, dann lies hier weiter.
Was ist Osteopathie?
Die Osteopathie ist eine ganzheitliche Heilkunde, die nicht nur die Symptome einer Krankheit behandelt, sondern vor allem deren Ursachen. Anders als schulmedizinische Ansätze setzt die Osteopathie dabei auf eine Medikamenten-freie Therapie. Sie kann sowohl bei Säuglingen und Babys als auch bei älteren Kindern und Erwachsenen angewendet werden. Der Begründer der Osteopathie ist der amerikanische Arzt Andrew Taylor Still, der im 19. Jahrhundert neue Behandlungsmethoden und ein neues Verständnis von Krankheitsursachen entwickelte.
Der Ablauf einer osteopathischen Behandlung für Kinder
Mir sind 2 grundlegende Vorraussetzungen für die Therapiesitzung ganz wichtig: dein Baby sollte satt (gestillt) und ohne Stress in der Praxis ankommen. Lieber 10 Minuten eher da sein oder bei Verspätung anrufen.
Der Behandlungsraum ist immer ausreichend warm, um ein Auskühlen während der Behandlung zu verhindern. Ich beziehe immer die Eltern mit ein und erkläre alles. Das finde ich selbstverständlich.
Nun aber zum Ablauf.
Eine osteopathische Behandlung für Kinder besteht im Allgemeinen aus drei Schritten: dem Anamnesegespräch, der Untersuchung und der eigentlichen Behandlung.
1. Das Anamnesegespräch
Die erste osteopathische Behandlung beginnt mit einem ausführlichen Anamnesegespräch. Hierbei wird die Krankheitsgeschichte des Kindes erörtert. Die Eltern werden gebeten, die Probleme und Beschwerden ihres Kindes genau zu beschreiben. Auch eventuelle chronische Erkrankungen, Unfälle oder Stürze sollten erwähnt werden, da diese für mich als Osteopathin relevante Informationen liefern können. Röntgenbilder, CT- oder MRT-Aufnahmen sollten ebenfalls mitgebracht werden, um eine genaue Diagnose zu ermöglichen.
Bei jeder weiteren Behandlungssitzung erfolgt eine Zwischenanamnese, bei der ich mich nach dem Befinden des Kindes erkundige. Mögliche Verbesserungen oder Verschlechterungen seit der letzten Behandlung werden besprochen, um den Therapieverlauf optimal anzupassen.
2. Die Untersuchung
Um ein umfassendes Bild vom Gesundheitszustand des Kindes zu erhalten, führe ich eine gründliche Untersuchung durch. Dabei betrachte ich die Gesamtstatik des Kindes und such nach Stellungsveränderungen oder anderen sichtbaren Auffälligkeiten. Die Beweglichkeit der Wirbelsäule und der Gelenke wird überprüft, und spezielle Tests werden durchgeführt, um mögliche Funktionsstörungen oder Differentialdiagnosen auszuschließen.
Ich taste den Körper des Kindes von Kopf bis Fuß ab und spüre dabei nach Blockaden und Bewegungseinschränkungen im Gewebe. Durch meine geschulten Hände kann ich auch kleinste Störungen im Gewebe erspüren, die mögliche Ursachen für die Beschwerden des Kindes sein können. Temperatur, Beweglichkeit und Verhärtungen im Gewebe sind dabei wichtige Informationsquellen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Ursache der Beschwerden nicht unbedingt an der Stelle liegt, an der das Kind Schmerzen hat. Die Verbindungen des Körpers, insbesondere die Faszien, spielen hierbei eine wichtige Rolle.
3. Die osteopathische Behandlung
Die eigentliche osteopathische Behandlung erfolgt durch sanfte manuelle Techniken, bei denen ausschließlich die Hände zum Einsatz kommen. Es gibt verschiedene Behandlungsmethoden in der Osteopathie, die je nach Bedarf eingesetzt werden. Diese umfassen die parietale Osteopathie zur Behandlung des Skelettsystems, die viszerale Osteopathie zur Behandlung der inneren Organe und die kraniosakrale Osteopathie zur Behandlung von Schädel und Wirbelsäule.
Ich wähle die geeigneten Techniken individuell für jedes Kind aus, basierend auf den während der Untersuchung festgestellten Befunden. Die Behandlung erfolgt immer unter Berücksichtigung der fünf Prinzipien der Osteopathie, die die ganzheitliche Herangehensweise der Therapie unterstreichen. Dabei werden die Bewegung des Körpers, die Zirkulation der Körperflüssigkeiten, der Zusammenhang zwischen Struktur und Funktion, der Körper als Einheit und die Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Körpers berücksichtigt.
Die Vorteile der osteopathischen Behandlung für Kinder
Die osteopathische Behandlung bietet eine Vielzahl von Vorteilen für Kinder. Durch die sanften und schonenden Techniken werden mögliche Blockaden im Körper gelöst und die natürlichen Heilungsprozesse aktiviert. Dies kann dazu beitragen, dass sich das Kind körperlich und emotional besser entwickelt. Die Osteopathie kann bei verschiedenen Beschwerden und Erkrankungen eingesetzt werden, darunter Verdauungsprobleme, Schlafstörungen, Entwicklungsverzögerungen, Haltungsprobleme und vieles mehr.
Fazit
Die osteopathische Behandlung für Säuglinge und Kleinkinder bietet eine sanfte und ganzheitliche Alternative zur schulmedizinischen Therapie. Durch eine sorgfältige Anamnese, Untersuchung und individuell angepasste Behandlung können mögliche Blockaden im Körper gelöst und die natürlichen Heilungsprozesse aktiviert werden. Die Osteopathie kann dazu beitragen, dass sich Kinder gesund entwickeln und mögliche Beschwerden frühzeitig behandelt werden. Der Bundesverband für Osteopathen hat hier auch nochmal einen tollen Artikel dazu veröffentlicht. Es ist mir wichtig zu erwähnen, dass ich eng mit meinen ärztlichen Kollegen zusammen arbeite und die Meinungen & Erfahrungen der betreuenden Hebamme mir sehr wichtig sind. Ich bin davon überzeugt, dass wir nur im Team den kleinen Patienten eine bestmögliche Behandlung bieten können.